Mission Statement
20 Jahre Windenergieforschung im Nordwesten
Niedersachsen und Bremen gehören zu den windreichsten Regionen in Deutschland. Im Nordwesten entsteht in den letzten Jahren eine starke, leistungsfähige Windenergie-Industrie und -Infrastruktur. Die Norddeutsche Tiefebene ist Windland pur!
Die universitäre Forschung zur Windenergie genau hier zu bündeln und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu fördern – mit diesem Ziel ging 2004 das Zentrum für Windenergieforschung ForWind an den Start. Neun Forschergruppen der Universitäten Oldenburg und Hannover schlossen sich seinerzeit zusammen. 2009 trat die Universität Bremen dem Zentrum bei. Heute gehören ForWind an den drei Standorten rund 30 Arbeitsgruppen mit fast 300 MitarbeiterInnen an. Sie betreiben ingenieurwissenschaftliche und physikalische Forschung in allen Bereichen der Windenergie.
Zwanzig Jahre nach seiner Gründung hat ForWind einen festen Platz in der nationalen und internationalen Forschungslandschaft. So arbeiten seine WissenschaftlerInnen beispielsweise in Forschungsprojekten zu den großen Offshore-Windparks in der Nordsee und wirken als ExpertInnen in zahlreichen Fachgremien mit. Gemeinsam mit dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) gründete ForWind vor zehn Jahren den „Forschungsverbund Windenenergie“. Er vernetzt mehr als 600 WissenschaftlerInnen, die sich in Großprojekten dringender Fragen der On- und Offshore-Windenergie annehmen – von der Ressource Wind über die einzelne Windenergieanlage und ihre Komponenten bis hin zur Interaktion der Anlagen in großen Windparks und ihrer Einbindung in das Energieversorgungssystem. Dafür steht ihnen Forschungsinfrastruktur mit Testzentren und Laboren zur Verfügung, die weltweit Maßstäbe setzt.
Neben zahlreichen Forschungsprojekten baute ForWind kontinuierlich seine Infrastruktur aus: 2012 wurde der Grundstein für das weltweit einmalige „Testzentrum für Tragstrukturen“ an der Universität Hannover gelegt. In der rund 20 Meter hohen Versuchshalle wollen ForWind-WissenschaftlerInnen die Bedingungen auf hoher See simulieren und originalgetreue Komponenten von Offshore-Windenergieanlagen erproben. Ziel ist es, die Lebensdauer von Windenergieanlagen zu verlängern, die Produktionskosten zu senken und die Tragstrukturen noch sicherer zu machen. 2023 folgte in Hannover der Große Wellenströmungskanal GWK+. Hier können in großem Maßstab die Einflüsse von Wellen und Strömung auf Fundamente und den Meeresboden bei Offshore-Windenergieanlagen untersucht werden.
In Oldenburg nutzen die WissenschaftlerInnen seit 2010 einen eigenen Großrechner, der hochkomplexe und präzise Berechnungen der Umströmung von Rotorblättern und ganzer Windenergieanlagen sowie der Strömung innerhalb von Windparks ermöglicht. Der Bau eines Forschungslabors für Turbulenzen und Windenergiesysteme an der Universität Oldenburg wurde 2017 abgeschlossen. Herzstück des 2.300 Quadratmeter großen und rund 21 Millionen teuren Neubaus ist ein turbulenter Windkanal. Seine lange Messstrecke ermöglicht, das Zusammenspiel von mehreren Windenergieanlagen im Verbund experimentell zu untersuchen. Die Messungen tragen dazu bei, die Effizienz von Windparks zu steigern und technische wie finanzielle Risiken zu vermeiden.
Eine 180 Meter hohe Windenergieanlage im Industriepark Bremen wurde 2012 von der Universität Bremen in Betrieb genommen. Hier können ForWind-WissenschaftlerInnen Forschungsprojekte zur Leistungsfähigkeit, Lebensdauer und Umweltverträglichkeit von Windenergieanlagen durchführen. Ebenfalls in Bremen entstand ein deutschlandweit einmaliges „Labor für Großverzahnmessungen“, um neue und defekte Getriebe-Zahnräder von Windenergielangen zu analysieren. Die WissenschaftlerInnen wollen auf diesem Wege den Zusammenhang zwischen Auslegung, Fertigung, Qualität und Funktionseigenschaften von Großverzahnungen und deren Auswirkungen auf Verschleiß, Lebensdauer, Schadensart und Geräuschentwicklung untersuchen. 2023 wurde gemeinsam mit den Partnern aus dem Forschungsverbund Windenergie der Forschungswindpark Krummendeich in der Nähe von Cuxhaven in Betrieb genommen. Hier stehen zwei kommerzielle Windenergieanlagen, eine kleinere experimentelle Windenergieanlage und mehrere Messmasten für Forschungsprojekte und Messreihen zur Verfügung.
Neben Windenergieforschung auf hohem Niveau bietet ForWind Aus- und Weiterbildung von zukünftigen WissenschaftlerInnen, IngenieurInnen sowie Fach- und Führungskräften an und engagiert sich im Bereich des Wissenstransfers. Das Spektrum reicht von Informationsangeboten für die interessierte Öffentlichkeit über Fachseminare bis zu berufsbegleitenden und grundständigen Windenergie-Studiengängen.